Projektmanagement mit Persönlichkeit: IPMA®/GPM-Zertifizierung nach ICB 4.0

Ob beruflich oder privat: Um den Alltag zu meistern, werden wir ständig zu Projektmanagern – meist jedoch unbewusst und wenig strukturiert. Sind die Projekte allerdings größer und komplexer, mit vielen Beteiligten, Variablen und engen Zeitplänen, dann reichen auch Erfahrung und Gantt-Diagramme nicht aus. Solche Projekte benötigen ein systematisches Projektmanagement. Dabei denken wir meist an verbreitete Vorgehensmodelle, die wir beherrschen sollten: Wasserfall, Scrum, Kanban und andere. Oder an digitale Tools, wie Microsoft Project, Trello und Wrike. Alles gut und richtig.Aber für erfolgreiches Projektmanagement braucht es auch strategische, prozessorientierte und persönliche Fähigkeiten, die unsere Fach- und Methodenkompetenz an entscheidenden Stellen ergänzen. Hier setzt das Projektmanagementmodell der International Project Management Association (IPMA®) an. Die IPMA® ist ein global agierender Projektmanagerverband, mit der Aufgabe, professionelle Qualitätsstandards zu etablieren. Dazu verabschiedete der Verband vor 20 Jahren die Individual Competence Baseline (ICB), als Grundlage für national angepasste Zertifizierungsprogramme. In Deutschland kümmert sich darum die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM).

Das etwas andere Zertifizierungsprogramm

In mancherlei Hinsicht gleicht die Weiterbildung zum Projektmanager von IPMA®/GPM nach Individual Competence Baseline anderen Zertifizierungsprogrammen: Teilnehmer lernen den Umgang mit Projektanforderungen, -zielen und -ressourcen sowie das Management von Prozessen, Abläufen und Terminen. Es werden Methoden vermittelt und welche Rollen und Aufgaben beachtet werden müssen. Auch die Projektsteuerung ist Lerngegenstand, das Informationsmanagement – und natürlich Dokumentation und Controlling der Projekte. Dabei ist die ICB sehr praxisnah und verbindet klassische mit agilen Ansätzen.Jedoch ist IPMA®/GPM nicht so prozessfokussiert wie andere Standards. Vielmehr erweitert die Zertifizierung das Spektrum der Lernziele und nimmt den Anspruch einer Personen-Zertifizierungen wörtlich: Denn das ICB-Konzept stellt die Handelnden und ihre individuellen Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Die Idee ist, dass Projekte von Menschen und deren Kompetenzen vorangebracht werden – nicht nur von Methoden, Software oder Algorithmen. Angemessene Führung, gelingende Kommunikation, motivierendes Teamgefühl und eine Persönlichkeit, die auch in herausfordernden Situationen handlungsfähig ist, führen zum Projekterfolg.

Persönliche Kompetenzen in ICB3

Seit Juli 2018 ist die deutlich überarbeitete ICB4 prüfungsrelevant. Anders als in früheren Versionen, ist die vierte Auflage des IPMA®/GPM-Standards keine national angepasste Variante. Sie ist eine wortgleiche Übersetzung der international gültigen Ausgabe der IPMA® für die DACH-Region. Damit hat man den Standard weltweit harmonisiert. Noch wichtiger ist aber wohl die inhaltliche Weiterentwicklung über die Jahre: Schon die 2006 veröffentlichte ICB3 ergänzte die zuvor eher praktische und technische Ausrichtung um persönliche Kompetenzen zur Führung und zum Verhalten. Selbstreflexion und Selbstmanagement, Leadership und Teamarbeit wurden wichtige Lernziele. Auch der Bereich Kommunikation, die Verhandlungsfähigkeit, das Konfliktmanagement und die persönliche Ergebnisorientierung wurden als wichtig erkannt und zu zentralen Kompetenzen in dem überarbeiteten Standard ICB3.

Die Projektwirtschaft ändert sich – ICB4 auch

Mit ICB4 geht das Kompetenzmodell noch einen Schritt weiter. Der Ansatz will die Akteure und ihr Handeln stärker in einen ganzheitlichen Kontext stellen und die wachsende Differenzierung in der Projektwirtschaft berücksichtigen. In der bisherigen Konzentration auf das eigentliche Projektmanagement ließen sich die realen Aufgaben nicht mehr optimal abbilden. Zu dem Zweck wurde der Standard in drei modulare Domänen aufgeteilt, die teilweise identische, teilweise aber auch sehr unterschiedliche Kompetenzen erfordern: Projektmanagement, Programmmanagement und Portfoliomanagement. Um diese Domänen abzudecken, wurden auch neue Inhalte aufgenommen. Dazu zählen zum Beispiel kontextrelevante Kompetenzfelder wie „Strategie“, „Kultur und Werte“ oder „Compliance, Standards und Regularien“. Im Bereich persönliche und soziale Kompetenzen sind beispielsweise „Persönliche Integrität und Verlässlichkeit“ und „Beziehung und Engagement“ hinzugekommen und bei den technischen Kompetenzen das „Produktdesign“ und „Change und Transformation“. Zudem beinhaltet die ICB4 nun sogenannte Kompetenzindikatoren, die über bestimmte Merkmale die Kompetenz bestimmbar machen. Beispielsweise sind es für die Kompetenz „Strategie“ fünf Indikatoren: Erstens: das Projekt mit der Strategie des Unternehmens in Einklang bringen. Zweitens: Chancen, die Strategie der Organisation zu beeinflussen, identifizieren und ausschöpfen. Drittens: Rechtfertigung für ein Projekt entwickeln. Viertens: Erfolgsfaktoren bestimmen und fünftens: Performance-Indikatoren bestimmen. Über diese fünf Indikatoren lässt sich erkennen, wie groß die Strategiekompetenz einer Person ist.

Fünfstufige Zertifizierungen im neuen Kompetenzmodell

Ein aussagekräftiger Nachweis von Kompetenzen im Projektmanagement sind die Zertifikate der IPMA®/GPM schon seit Jahren. Um die Standards hoch zu halten, hat sich daran in Version 4 nichts geändert. Allerdings richtet ICB4 die Abstufungen und inhaltlichen Schwerpunkte zwischen den Zertifikat-Leveln etwas anders aus als ICB3. Die Übergangsphase von ICB3 auf ICB4 wurde auf zwölf Monate angesetzt. Damit sind ab dem 1. Juli 2019 nur noch Zertifizierungen nach ICB4 möglich. Unverändert gilt: Alle Zertifikate sind fünf Jahre gültig, bevor sie durch Rezertifizierung erneuert werden müssen. Die jeweiligen Zielgruppen und Kernthemen der einzelnen Level setzen sich folgendermaßen zusammen:

Basiszertifikat

Richtet sich an Schüler, Auszubildende, Studierende und Einsteiger im Projektmanagement, die grundlegende Projektmanagementmethoden lernen möchten.

Level D

Für Arbeitspaketverantwortliche, Studierende mit Fokus auf Projektmanagement oder Berufserfahrene, die ihre Praxiserfahrung mit erweiterten PM-Fähigkeiten ausbauen möchten. Neben der Methodenkompetenz entwickeln sie auch ihre Fähigkeiten in Kommunikation, Teamarbeit und Feedback.

Level C

Projektmanager und (angehende) Projektleiter, Leiter aus dem Projektcontrolling oder dem Qualitätsmanagement. Zusätzlich zu Inhalten aus Level D lernen sie fundiertes Projektdesign und beherrschen agile, klassische und hybride Projektmanagementansätze.

Level B

Richtet sich an Projektmanager mit langjähriger Erfahrung oder solche, die komplexe und organisationsrelevante Projekte zum Erfolg führen wollen. Auch sie vertiefen Ihre agile, klassische oder hybride Methodenkompetenz. Darüber hinaus erfahren sie, wie sich Strategien durch Projekte umsetzen lassen und welche Kompetenzen es für modernes Leadership braucht.

Level A

Wendet sich an Leiter von strategischen Großprojekten und Führungskräfte von projektbasierten Organisationen. Neben ausgereiften Fähigkeiten im Leadership stehen hier die Strategiegestaltung durch Projekte, das Führen von Projektführungskräften und die unternehmerische Verantwortung im Fokus.

Flexibel in die Zukunft

Schon in der Vergangenheit hat die Zertifizierung über den weltweit gültigen IPMA®-Standard dafür gesorgt, dass die erforderlichen Kompetenzen im Projektmanagement transparent sind. Projektmanager, Teams und Unternehmen belegen ihre Befähigung auf diesem Weg glaubhaft und erreichen so neue Kundenkreise oder Verantwortungsbereiche. Mit der modularen Erweiterbarkeit von ICB4 ist der Standard noch besser für künftige Entwicklungen gerüstet. Denn der Ansatz von IPMA®/GPM beschreibt Erfolgsfaktoren – was muss getan werden und warum – unabhängig von der eingesetzten Methode oder von vorgegebenen Prozessen.

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