New Work: Wenn Führung und Mitarbeit verschwimmen, sind Soft Skills gefragt

In der modernen, digitalen Arbeitswelt sind die meisten Unternehmen gezwungen, ihr Business zu beschleunigen, es klarer am Kunden und seinen sich ändernden Bedürfnissen auszurichten. Um auf diesen wechselfreudigen Märkten zukunftsfähig zu sein, gestalten die Unternehmen ihr Handeln und Wirtschaften immer dynamischer und flexibler. Zugleich wandelt sich auch die Kultur der arbeitenden Menschen. Sie definieren sich nicht durch ihre Beziehung zum Unternehmen. Vielmehr begreifen sie sich als Unternehmer in eigener Sache, die ihr Wissen und ihre Fertigkeiten zur Verfügung stellen. Diese selbstbestimmten Arbeitnehmer möchten den Broterwerb als sinnstiftendes Element in ihr „eigentliches“ Leben integrieren.

Der Ausdruck für das aus beiden Entwicklungen resultierende Phänomen ist „New Work“. Seine Herausforderung: Die Arbeit flexibel und innovativ zu organisieren.

New Work beginnt im Kopf

Bei New Work stehen die Menschen im Fokus. Sie sollen sich verwirklichen, ihre Potenziale und ihre Kreativität entfalten. Als Mitarbeiter, die man in Zeiten knapper Talente, gewinnen und halten will – und als Führungspersonal, das die laufende Transformation fördert. Für alle bedeutet New Work zunächst, vergessen, was klassische Arbeit definiert: Dass wir an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Uhrzeit Präsenz zeigen; dass wir einen festen hierarchischen Platz in einem relativ starren Gefüge einnehmen; dass sich Autorität aus der Position in diesem Gefüge ableitet; dass wir Lohn ganz wesentlich für geleistete Arbeitsstunden erhalten.

Stattdessen arbeiten wir in New Work räumlich und zeitlich flexibel, in temporären Teams und stark projektorientiert. Vor allem steigt der Grad der Selbstbestimmung und Selbstorganisation sprunghaft an. Damit wird New Work eine Frage der inneren Haltung, einer gleichermaßen individuellen wie auch unternehmerischen Kultur und Führung. Diese Kultur braucht ein modernes Mindset – und Soft Skills, die sich stetig weiterentwickeln.

Soft Skills für Führungskräfte

In den Unternehmen bedeutet New Work, dass sich klassische Führungsmodelle zusehends auflösen. Im New Leadership finden sich Führungskräfte in einer Doppelrolle wieder: einerseits in lenkender Position – andererseits als gleichberechtigtes Teammitglied. Ihren neuen Aufgaben und Herausforderungen müssen sie mit ausgereiften Soft Skills begegnen:

Transformation als Gewinn ansehen

Tiefgreifende Veränderungen für sich zu akzeptieren und sie positiv anzunehmen, fällt den meisten Menschen nicht leicht. Dennoch wird genau das zu einer zentralen Führungskompetenz in New Work. Und darüber hinaus: Führungskräfte müssen den Wandel vorantreiben, sie müssen die Mitarbeiter motivierend begleiten und eventuelle Widerstände überwinden, indem sie attraktive Visionen entwickeln und verfolgen. Diese „Transformationale Führung“ beeinflusst letztlich die Unternehmenskultur, da sie die Werte und Motive der Geführten verändert. An die Stelle kurzfristiger, egoistischer Ziele treten übergeordnete Werte und Ideale.

Mitarbeiter individuell entwickeln

Um in New Work zu führen, kann man sich kaum auf seine Chef-Position zurückziehen und diktieren, wo es langgeht. Schließlich will man die Mitarbeiter zu selbstbestimmten und aktiven Verantwortungsträgern entwickeln. Der New Leader ist also vielmehr ein Coach und Ermöglicher, der den Kollegen vertraut, der sie ganzheitlich wahrnimmt, ihre Stärken erkennt, ihre persönlichen Eigenarten wertschätzt und sie entsprechend fördert und fordert. Dazu gehört auch ein offener und respektvoller Umgang mit Fehlleistungen – die unvermeidlich sind, wenn Verantwortung übergeht. Nicht Schuldige müssen gefunden werden, sondern die Gründe für Fehler, um dort konstruktiv anzusetzen.

Kommunizieren und Informationen teilen

Wenn New Work bedeutet, dass Mitarbeiter verantwortlich, zielgerichtet und kooperativ Ergebnisse erzielen, funktioniert das nur über Kommunikation auf Augenhöhe. New Leader nehmen ihre Mitarbeiter ernst und schätzen den offenen und gleichberechtigten Austausch mit Ihnen. Dazu gehört auch, dass sie persönliches und unternehmensweites Wissen demokratisieren, also die für erfolgreiche Arbeit notwendigen Informationen vertrauensvoll und transparent weitergeben.

Kritikfähig sein und sich selbst reflektieren

Eine spezielle Form von gelingender Kommunikation ist die Fähigkeit, Kritik als Verbesserungschance zu sehen. Das beginnt damit, schwierige Themen sachbezogen anzusprechen und dabei eher die Zukunft als die Vergangenheit zu fokussieren. In der umgekehrten Richtung beweist man Führungskompetenz, wenn man bereitwillig zuhört und die geäußerte Kritik nicht als persönliche Attacke, sondern als Teil einer wertvollen Feedbackkultur annimmt. Dazu gehören Souveränität und eine gesunde Portion Selbstreflexion. New Leader beobachten sich selbst, hinterfragen ihr Denken, Fühlen und Handeln – und sie kennen ihre Stärken und Schwächen.

Soft Skills für Mitarbeiter

Viele Anforderungen, die New Work an Führungskräfte stellt, gelten für alle Mitarbeiter. Dazu gehören die Kommunikation auf Augenhöhe, Offenheit und Transparenz oder eine positive Feedbackkultur. Aber während es bei Führungskräften vor allem auf die Abgabe von Verantwortung ankommt, ist es für die Mitarbeiter herausfordernd, Verantwortung anzunehmen und sich selbstbestimmt zu organisieren.

Flexibilität gestalten

Im dynamisch organisierten Arbeitsalltag von New Work ist es nicht das Ziel, vertraglich vereinbarte Arbeitsstunden abzuleisten. Vielmehr sollten Mitarbeiter ihre Flexibilität nutzen, um gewünschte Arbeitsergebnisse zu verfolgen – mit Kreativität und dem Engagement, das dafür notwendig ist. Das kann bedeuten, sich mit Teammitgliedern im virtuellen Konferenzraum zu treffen und Zahlen zu analysieren. Oder aber, in einem Café die Vormittagssonne zu genießen und dabei über einer Aufgabe zu brüten. Der souveräne Umgang mit digitalen Devices und cloudbasierten Tools ist beim ortsunabhängigen Arbeiten eine Grundvoraussetzung.

Selbstmanagement umsetzen

Wird die Arbeit in Eigenregie geplant, helfen technische Tools natürlich auch bei der Organisation und dem Zeitmanagement. In der praktischen Umsetzung ist das dennoch nicht ganz ohne. Denn es erfordert viel Eigenverantwortung und Selbstreflexion, die Freiheiten nicht auszunutzen und eine hohe Arbeitsmoral zu leben: motiviert, konzentriert, zuverlässig, ausdauernd, strategisch und ergebnisorientiert. Wenn in New Work die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verwischen, braucht man aber auch Tugenden, die Abgrenzung und Regeneration sichern – wie Achtsamkeit und innere Unabhängigkeit.

Resilienz stärken

In diesen Bereich gehört auch, die eigene psychische Widerstandskraft zu kennen und zu trainieren. Denn wer bislang dachte, Druck entstünde vor allem, wenn Vorgesetzte auf Termine pochen, wird feststellen, dass eigenverantwortliche Arbeit selbst massives Stresspotenzial mitbringt: Wenn Planungen sich als falsch erweisen; wenn Misserfolge auftreten; oder wenn man das Gefühl hat, zu wenig Unterstützung zu erhalten. Hier hilft es, achtsam mit den eigenen Ressourcen umzugehen und den Stress durch eine belastbare Resilienz in Antrieb und positive Energie umzuwandeln.

Kollaboration verstehen

Die teamorientierte Projektarbeit ist ein wesentliches Element, um Lösungen für komplexe Aufgabenstellungen zu finden. Aber New-Work-Teams sitzen nicht seit Jahren auf einem Flur zusammen oder treffen sich an der Kaffeemaschine. Häufig kommen sie aus unterschiedlichen Disziplinen, arbeiten zeitlich versetzt, sind räumlich verteilt und kommen aus unterschiedlichen Unternehmen. Um in dieser Mixtur nicht nur zusammen zu arbeiten, sondern zu kollaborieren, braucht es Respekt, Wertschätzung und Empathie. Und da in New Work – je nach situativ benötigter Fachkenntnis – jeder bereit sein sollte, Führungsaufgaben zu übernehmen, sind auch bei Teamarbeitern die typischen Führungskompetenzen gefragt.

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